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Ãœber Weinkosmos

Ob Wein ein himmlisches Vergnügen oder ein unkalkulierbares Risiko ist, ein göttliches Getränk oder ein industrielles, entscheidet sich nicht nur, aber grundlegend aus der Art und Weise seiner Herstellung. Was ist aber nun der Unterschied zwischen chemisch-industriellen und naturreinen Weinen? Und warum erzeugen immer mehr Spitzenwinzer ihre Weine umweltschonend und nachhaltig? Dass diese Weine besser für die Umwelt und besser für die Gesundheit sind, gehört längst schon zum Allgemeinwissen, aber sind sie auch besser im Geschmack? Und sind Weingenießer in Zukunft weiterhin bereit, bei hochwertigen Weinen den Einsatz von Chemie im Weinberg und Weinkeller zu akzeptieren? Denn für die Preise, die mittlerweile nicht nur in den attraktiven Weinregionen verlangt werden, sollte man auch die bestmögliche Qualität verlangen dürfen. Und je weniger Chemie eingesetzt wird, desto mehr muss natürlich handwerklich sauber gearbeitet werden. Wer einmal miterlebt hat, wie konventionelle Winzer ihre Chemie im Weinberg ausbringen, wie sie ihre Reben und Trauben regelrecht vergasen, dem "wird schon beim Zusehen übel" (Lester Burnham). Produziert wird aber nur das, was auch gekauft wird. Nicht gerade verbessert wird die Situation dadurch, dass jeder Modewein als kulinarische Offenbarung erlebt und dementsprechend über den grünen Klee gelobt wird. Natürlich hat der grassierend um sich greifende konventionelle Industrie-Geschmack mit seinen künstlichen Aromastoffen und ebenso komplizierten wie vielfältigen chemischen und kellertechnischen Manipulationen noch nicht alle Weinliebhaber infiziert und immer mehr fangen (wieder) an, Qualität wertzuschätzen. Das ist jedoch nicht so einfach, kennen wir doch das Problem der Futterprägung: Wer an künstliche Aromastoffe gewöhnt ist, dem schmecken natürliche Aromen nicht mehr. Umgekehrt gilt dies aber auch: Wer sich also von den künstlichen zu den natürlichen Aromen wieder umgewöhnt, für den verlieren die chemisch-industriellen Weine zunehmend an Attraktivität. Naturreine Weine haben nicht nur eine feinere und aromatischere Frucht - vom Duft ganz zu schweigen -, sondern auch einen intensiveren und mineralischeren Geschmack, etwas, was besonders erfahrene Weinkenner zu schätzen wissen, da dadurch auch Tiefe, Struktur und geschmackliche Differenzierungen deutlich erhöht werden. Unsere französischen Nachbarn reden in diesem Zusammenhang ja gerne vom Ausdruck des "Terroir", also, dass der Wein den Boden und das Mikroklima des Weinbergs widerspiegeln soll. Hier ist noch eine Geschmackswelt und Geschmacksvielfalt hinter der Oberfläche zu entdecken. Wenn aber der Boden mit chemischer Düngung verseucht ist, dann schmeckt man keine Herkunft und keine Mineralien mehr, höchstens die, die künstlich zugesetzt werden. Darum bauen immer mehr Winzer der Spitzen- und Weltklasse ohne künstliche Manipulationen an, um in ihren Weinen den Geschmack des Weinbergs und der Weintrauben wiederzufinden, ihn unverwechselbar zu machen, ihm seine Größe und Persönlichkeit wiederzugeben. Nicht von ungefähr werden die renommiertesten Weingüter der Welt wie z.B. Domaine de la Romanée Conti, Domaine Leroy, Domaine Leflaive etc. umweltschonend und nachhaltig bewirtschaftet. Das einzige Problem sind hier die exorbitanten Preise, die mit der Qualität mehr als Schritt halten (aber auch nicht höher liegen als diejenigen konventioneller Luxusweine). Wieder auf dem Boden der Alltagswirklichkeit: Im Gegensatz zu den geschmacklich nahezu identischen Industrieweinen konventioneller Produktion aus allen Ecken der Welt schmeckt z.B. ein Burgunder niemals gleich: ein Clos de Vougeot aus dem burgundischen Norden riecht und schmeckt aufgrund des Weinbergs völlig anders als ein Volnay aus dem Süden. Aber Sie müssen gar nicht so weit gehen: er schmeckt auch völlig anders als ein Musigny aus einer direkt angrenzenden Gemeinde. Und selbst innerhalb eines Weinortes riechen und schmecken die Weine entsprechend ihren unterschiedlichen Lagen. Immer vorausgesetzt, dass der Winzer nicht zu sehr eingreift in den natürlichen Weinprozess. Jedenfalls kann es an den Traubensorten nicht liegen: die sind nämlich immer gleich: Pinot Noir und Gamay für Rotwein sowie Chardonnay und Aligoté für Weißwein. Kurzum: Der Weinberg soll sich ausdrücken, die Weintraube soll übersetzen und der Winzer soll dabei helfen, aber nicht manipulieren. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei sind umweltschonende und nachhaltige Verfahren nur die grundlegende Voraussetzung für einen großen oder zumindest sehr guten Wein, nicht schon die Erfüllung. Es gibt zu viele Bio-Weine, die zwar gesünder, qualitativ reiner und ökologischer als konventionelle Weine sind, aber ansonsten kaum einen geschmacklichen Vorzug aufweisen können und für wahre Weingenießer nicht wirklich interessant sind. Deswegen wird das Weinkosmosprogramm aufgrund der ständig zu überprüfenden Kriterien Qualität, angemessener Preis und Geschmack nur Zug um Zug erweitert werden, insofern Weine die Aufnahme darin rechtfertigen. Grundsätzlich gilt: Lieber eine kleinere Anzahl an Weinen und dafür sorgfältiger und strenger ausgewählt, nicht nur damit der persönliche Kontakt zu den Winzern erhalten, sondern auch der hohe Qualitätsanspruch gewahrt und in die Tat umgesetzt bleibt. Dabei gestaltet sich die Auswahl der Weine nicht unter dem Gesichtspunkt, wie viele Punkte in der Weinpresse verteilt werden oder wie sehr ein Wein gerade in Mode ist oder im Trend liegt, sondern ausschließlich nach qualitativen Aspekten. Werden unsere Weine dann hoch bewertet, wird Ihnen das aber zumeist nicht vorenthalten. Das Ziel von Weinkosmos, das bestmögliche Programm an herausragenden Weinen in den jeweiligen Preisregionen zusammenstellen, ist ein großes, aber keineswegs unerreichbares. Ziel ist es weiterhin, dass in der jeweiligen Preiskategorie schwerlich ein qualitativ und geschmacklich vergleichbarer Wein zu finden sein soll, was durch Direktimport von den Erzeugern noch unterstützt wird. Ich hoffe sehr, Sie für mein Weinangebot nicht nur ökologisch und ökonomisch, sondern vor allem geschmacklich begeistern zu können und es wäre schön, wenn wir hier und da eine gemeinsame Weinbasis finden, denn Seriosität und unbedingte Qualität sind die Säulen, auf denen Weinkosmos ruht und aufbaut. Ich freue mich, von Ihnen zu hören, sei es in Form von Zustimmung, Kritik oder einer Bestellung. Und vergessen Sie bitte nicht, was schon Honoré de Balzac in Glanz und Elend der Kurtisanen schrieb: "Wo Chemie betrieben wird, wird kein Wein mehr getrunken." Mit freundlichen Grüßen Michael Diener im Mai 2003
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